Die von der DFB-Stiftung Sepp Herberger gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband ausgerichtete Blindenfußball-Bundesliga geht in ihre 16. Saison. Vorfreude und Ehrgeiz bestimmen die Emotionen vor dem Start in Stuttgart.
Die Lust, Neuland zu betreten, ist beim FC Ingolstadt riesengroß. Nach rund einem Jahr mit gemeinsamen Trainingseinheiten geht es für die Oberbayern am 15. und 16. April erstmals in der Blindenfußball-Bundesliga um Tore und Punkte. „Vieles ist für uns neu und das ist sehr aufregend. Aber wir bringen auch eine Menge Mut mit“, sagt Trainer Georg Pegelhoff mit Blick auf die Saison.
Nicht nur für Spieler und Verantwortliche beginnt mit der Serie eine neue Epoche. Der gesamte Verein fügt seiner Historie ein Kapitel hinzu. „Von Inklusion zu sprechen, ist die eine Sache, sie auch umzusetzen, eine andere“, findet Pegelhoff. Man sei stolz, dieses Team auf die Beine gestellt zu haben und damit sogar eine Vorreiterrolle in Bayern einzunehmen. Schließlich halten die „Schanzer“ nun als einzige Vertreter des Freistaates die Fahnen in der Blindenfußball-Bundesliga hoch. Sie sind damit das neunte Team in dem seit 2008 von der DFB-Stiftung Sepp Herberger gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband europaweit einzigartigen Ligaformat. Die anderen Teams sind der FC St. Pauli, der MTV Stuttgart, die Sportfreunde Blau-Gelb Blista Marburg, Borussia Dortmund, der FC Schalke 04, die Spielgemeinschaft Fortuna Düsseldorf/PSV Köln und der VSC/ABSV Wien.
In Ingolstadt erwies sich mit Jan Adrian einer der Spieler als erfolgreicher Initiator. „Er hat das Projekt hartnäckig verfolgt und mit seinem Einsatz manche Tür bei Sponsoren geöffnet“, erklärt Pegelhoff. Für sein Team gelte es nun zunächst einmal, sich im Wettbewerb zurecht zu finden. Pegelhoff sagt: „Wir sind insgesamt auf einem guten Weg.“
Dieser Weg führt zuerst nach Stuttgart. Beim dortigen MTV startet die Spielzeit. „Und das ist gut so“, wie der Stuttgarter Routinier Alexander Fangmann findet. Der 38-Jährige ist unlängst Vater geworden und froh, zunächst keine weite Reise antreten zu müssen. Auf dem vertrauten Kunstrasenplatz spielen zu können, ist laut Fangmann jedoch für das gesamte Team gut. „Wir kennen den neuen Belag und das ganze Drumherum“, so Fangmann. Das erhöhe die Chance auf einen guten Start. Fangmann & Co haben Großes vor. Zweimal musste man zuletzt dem FC St. Pauli den Titel des Deutschen Meisters überlassen. „Platz zwei ist selbstverständlich eine gute Platzierung, aber irgendwie ärgert man sich dann doch, nicht Erster geworden zu sein“, sagt Fangmann. Von der Meisterplakette will er noch nicht sprechen, „aber wir zählen uns zu den besten drei, vier Teams dazu“. Wer den Titel gewinnen wolle, komme aber um den Platzhirschen FC St. Pauli nicht herum, ist Fangmann überzeugt.
Wolf Schmidt, Trainer der Hamburger, ist durchaus stolz auf diese Anerkennung und das Titel-Double. „Das erste Mal war schon cool, aber das zweite Mal war nochmal einer oben drauf“, sagt er. Der Coach will den Erfolg einer Saison aber nicht ausschließlich an den Resultaten messen. Wichtig seien die Weiterentwicklung der Sportart und der Spielerinnen und Spieler, findet er. Dabei hat er etwa Nachwuchsakteurin Thoya Küster im Blick, die zwar schon in der Bundesliga gespielt, aber noch nicht getroffen hat. „Es wird spannend zu sehen, ob sie als dritte Frau überhaupt zur Torschützin wird“, so der Coach, der auch andere Talente aufbauen will. Mit Rasmus Narjes fehlt ihm hingegen zum Auftakt verletzungsbedingt der Torschützenkönig der vergangenen Serie. Zum Saisonziel sagt Schmidt: „Wir wollen möglichst wieder oben mitmischen, aber das wollen andere Mannschaften auch.“
Ein Team, das die Hamburger ärgern könnte, ist Borussia Dortmund. Mit Jonas Fuhrmann, Torhüter Nick Leidecker, Hasan Altunbas und dem aus Marburg gekommenen Hasan Koparan verfügt der BVB über vier Nationalspieler. „Ich glaube, wir werden einige Punkte holen“, so Altunbas. Für ihn werde der Wunsch wahr, zusammen mit seinem Kumpel Hasan Koparan spielen zu können. Ziel ist laut Altunbas die Top-Drei. Da dürfte jedoch auch der Vorjahresdritte, die Sportfreunde Blau-Gelb Blista Marburg, um Goalgetter Taime Kuttig ein Wörtchen mitreden.
Es folgen Spieltage in Wolfsburg, Dortmund, Hamburg und schließlich der Saisonabschluss bei den Fußball-Inklusionstagen auf dem Kölner Roncalliplatz. Dass die 16. Auflage der europaweit einzigartigen Spielrunde für blinde und sehbehinderte Spielerinnen und Spieler erneut im Herzen der Rheinmetropole steigt, findet der Stuttgarter Fangmann klasse: „Dort generiert man Aufmerksamkeit. Das ist gut für das Thema und die Liga.“ Davon ist auch Tobias Wrzesinski, Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, überzeugt. Er freut sich auf den Ligastart: „Wir erwarten eine spannende Saison, die einmal mehr eine tolle Facette des Fußballs zeigen und packenden Sport bieten wird. Wir sind davon überzeugt, mit der Blindenfußball-Bundesliga nicht nur die Köpfe, sondern auch die Herzen der Menschen erreichen zu können.“
Ein weiteres Highlight erwartet die besten Spieler des Landes noch Mitte August. Dann startet im englischen Birmingham zum zweiten Mal in der Geschichte eine deutsche Mannschaft bei einer Blindenfußball-Weltmeisterschaft. Dort will man erfolgreich sein, um im kommenden Jahr in Paris erstmals bei den Paralympics vertreten zu sein.
Unter nachfolgendem Link ist der Trailer der Blindenfußball-Bundesliga 2023 zu finden.
15./16.4.2023: Vereinsgelände des MTV Stuttgart
13.5.2023, Hollerplatz Wolfsburg
3./4.6.2023: Vereinsgelände von Borussia Dortmund
8./9.7.2023: Vereinsgelände des FC St. Pauli
16.9.2023: Roncalliplatz Köln