Der Meister zeigt sich bärenstark. Nationalspieler Jonathan Tönsing rettet mit seinem Tor den FC St. Pauli. Und die neu gegründete Spielgemeinschaft PSV Köln / Hertha BSC verlor zum Auftakt gegen den Rekordtitelträger MTV Stuttgart mit 1:5.
Die Blindenfußball-Bundesliga ist auf dem Erfurter Domplatz in die neue Saison gestartet. Mit spektakulären Toren, unglaublichen Dribblings und spannenden Spielen.
Spannend wurde es besonders für den Vorjahresfinalisten FC St. Pauli, der den knappen 1:0-Sieg gegen engagiert verteidigende Dortmunder über die Zeit rettete. „Die Mannschaft war angespannt“, sagte St. Paulis Trainer Wolf Schmidt nach dem Abpfiff. Zwar bestimmten die Hamburger das Spielgeschehen, knallten den Rasselball dreimal an den Pfosten und waren also klar Chef auf dem 40 x 20 Meter großen Kunstrasenplatz. Aber zum einen gelang nach Jonathan Tönsings tollem Tor - vom Strafraumrand mit links halbhoch ins lange Eck - kein zweiter Treffer, zum anderen fehlte nur noch ein Teamfoul, dann wäre Dortmund zum Penalty angetreten. So wurde es doch noch zur Zitterpartie. „Nur das Ergebnis ist okay. Wir haben viel zu langsam gespielt. Nächste Woche kommt es für uns zu den beiden schwersten Spielen des Jahres. Da freue ich mich drauf“, resümierte Schmidt. Am kommenden Wochenende, beim 2. Saisonspieltag, der in Dortmund ausgetragen wird, trifft der FC St. Pauli auf die Sportfreunde Blau-Gelb Blista Marburg und den Rekordmeister MTV Stuttgart.
Marburg knüpfte mit einem 5:0-Sieg über den FC Schalke 04 dort an, wo man vor einem Jahr auf dem Tbilisser Platz in Saarbrücken aufgehört hatte. Meisterlich nämlich. Taime Kuttig und Alican Pektas sind so etwas wie Coman und Lewandowski in der Blindenfußball-Bundesliga - Kuttig beeindruckt mit seinen Tempoläufen, Pektas ist eine Tormaschine. Auch zum Saisonstart machte Pektas wieder zwei Treffer, einmal ins kurze, einmal ins lange Eck. Ohne etwas zu sehen, entkommt er oftmals zwei Gegnern, indem er sich auf engstem Raum dreht und dabei nie die Ballkontrolle verliert. Kuttig betonte: „Erfahrung ist entscheidend, beim Blindenfußball vielleicht noch mehr als bei anderen Sportarten. Man weiß irgendwann sehr genau, wie der Gegner sich bewegen wird.“ Obwohl erst 28, spielt Taime Kuttig bereits seit 2006 Blindenfußball.
Im letzten Spiel des Tages gewann der MTV Stuttgart gegen die SG PSV Köln / Hertha BSC mit 5:1. Überragender Akteur auf Seiten des Rekordtitelträgers war Nationalmannschaftskapitän Alexander Fangmann, der vier Tore für seinen Verein erzielte.
Neben Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein und Heike Werner, Thüringens Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, besuchte auch DFB-Vizepräsident Dirk Janotta den Spieltag vor dem Erfurter Dom. „Die Leistungen der Sportlerinnen und Sportler sind herausragend. Die Blindenfußball-Bundesliga demonstrierte in Thüringens Landeshauptstadt einmal mehr, welche integrative Kraft der Fußball entfalten kann“, betonte Janotta, der Vorsitzende des Vorstandes der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband den Spielbetreib organisiert.
Die nächsten Spieltage finden am kommenden Wochenende (19./20. September) in Dortmund und am 10./11. Oktober in Hamburg statt. Der neue deutsche Meister wird beim Saisonfinale am 24. Oktober in Magdeburg ermittelt.
Sportfreunde Blau-Gelb Blista Marburg - FC Schalke 04 5:0
FC St. Pauli - Borussia Dortmund 1:0
MTV Stuttgart - SG PSV Köln / Hertha BSC 5:1
1. SF BG Blista Marburg 1 5:0 3
2. MTV Stuttgart 1 5:1 3
3. FC St. Pauli 1 1:0 3
4. Borussia Dortmund 1 0:1 0
5. SG PSV Köln / Hertha BSC 1 1:5 0
6. FC Schalke 04 1 0:5 0