„Was sollen wir euch sagen Kinder, die Alten sind nochmal am Start“, hatte DDR-Liedermacher Gundermann einst gesungen.Was sich als das perfekte Motto für das Finale der Blindenfußball-Bundesliga am Samstag auf dem Magdeburger Domplatz erwies. Mit dem 3:0 (0:0)-Sieg über den FC St. Pauli im Finale der Blindenfußball-Bundesliga meldete sich der MTV Stuttgart eindrucksvoll zurück. Golden Oldies. Als der Rekordmeister die vergangene Saison auf dem 5. Platz beendet hatte, dachten einige Kenner der Sportart, die Zeit von Mulgheta Russom (42), Alexander Fangmann (35) und Lukas Smirek (36) sei nach sechs Titelgewinnen endgültig abgelaufen. Von wegen. „Nach der Corona-Pause hatten alle richtig Bock auf Fußball“, sagte Alexander Fangmann überglücklich nach dem Abpfiff. „Jetzt feiern wir – soweit das halt in solchen Zeiten geht.“ Zuvor hatte er alle drei Treffer für die Schwaben erzielt.
Die Schwaben holten sich ihren siebten Titel unter den Augen von Dr. Reiner Haseloff. „Ich bin fasziniert von dem, was ich hier erlebe. Die Ballführung der Spieler ist bemerkenswert. Das ist ein wirklich spannender Sport, der noch mehr Förderung verdient“, sagte der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt. Die Liga wird seit dem Start 2008 durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband sowie dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband organisiert.
Für Nationalmannschafts-Kapitän Fangmann, der gerade in der zweiten Halbzeit zur überragenden Form auflief, war es bereits der siebte Titelgewinn. Während Fangmann offensiv wirbelte, hielten die Routiniers Mulgheta Russom und Lukas Smirek die Abwehr zusammen. Der FC St. Pauli dagegen musste bereits die dritte Finalniederlage in Folge quittieren.
Nach einer umkämpften ersten Halbzeit, in der es schon ausgeschaut hatte, als ob Fangmann nach einem Pressschlag mit Nationalspieler Rasmus Narjes verletzt runter müsste, brachte er zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff die Schwaben in Führung. Fangmann erlief einen Abpraller von St. Paulis Torwart Matthias Gutzmann und vollstreckte aus kurzer Distanz. Schon vier Minuten später traf Fangmann nach beherztem Dribbling zum 2:0. Kurz vor dem Schlusspfiff traf er dann auch noch zum 3:0-Endstand. Mit elf Toren wurde er auch Torschützenkönig der Saison 2020.
DFB-Vizepräsident Dirk Janotta überreichte um kurz nach 17 Uhr die Meisterschale an den MTV Stuttgart. Und sprach dabei auch den Hamburgern Mut zu. „Jetzt nehmt ihr einfach einen neuen Anlauf. Ich drücke euch die Daumen dafür.“
St. Pauli musste zum Finale auf dem Magdeburger Domplatz ohne Jonathan Tönsing antreten, der nach einer Blinddarmoperation nicht mehr rechtzeitig fit wurde. Als dann mit Narjes zur Halbzeit auch noch der zweite Nationalspieler der Hamburger ausfiel, schwanden die Chancen der St. Paulianer.
Am Tag vor dem Endspiel hatten Vize-Europameister Thomas Hitzlsperger und der ehemalige VfB-Keeper Timo Hildebrand Videogrüße an den MTV Stuttgart geschickt. „Holt euch den Titel“, forderte Hitzlsperger. Genauso kam es dann auch.